Die Astronomie ist eine alte Wissenschaft. Ihre Nomenklatur leitet sich eher von der Tradition oder der Geschichte ab (insbesondere der griechisch/römischen Mythologie) als von dem, was heute als sinnvoller gilt. Dies gilt besonders für die Objekte im Sonnensystem. Die International Astronomical Union (IAU) ist offiziell mit der Anerkennung astronomischer Namen betraut und geht dabei sehr sensibel für astronomische Traditionen vor.
Planeten in unserem Sonnensystem bekommen ihren Namen so zügig wie möglich. Es werden keine neuen Planeten in unserem Sonnensystem gefunden werden, weil die Planeten unseres Sonnensystems nun eindeutig definiert sind, bis wir welche um einen anderen Stern entdecken. Wer weiß, welche Konventionen dann befolgt werden.
Die Satelliten der Planeten (die Monde) erhalten einen provisorischen Namen (in Anlehnung an das Jahr der Entdeckung) vom Central Bureau for Astronomical Telegrams (CBAT) nach hinreichender Demonstration der Existenz des neuen Objekts. Als z.B. Voyager 2 1989 einen Haufen neuer Monde bei der Neptunannäherung fand, wurden sie S/1989 N 1, S/1989 N 2, usw. benannt. Wenn dann die Umlaufbahn eines neuen Objekts exakt genug bekannt ist, um hinreichend genaue Vorhersagen über die Position des Objekts machen zu können, bekommen die Objekte eine römische Ziffer (z.B. Neptun VIII) und das Objekt könnte einen Namen erhalten (z.B. Proteus) (der Name wird von dem/den Entdecker/n vorgeschlagen, aber die Anlehnung an die Tradition wird strikt eingehalten; wer also einem Planeten oder Mond einen Namen geben möchte, holt am besten seine Bücher über Mythologie heraus. Die Monde des Uranus sind dabei ein Sonderfall -- sie erhalten statt der mythologischen Namen literarische). Dieser Vorgang findet zur Zeit mit den neuen Uranusmonden statt, die kürzlich entdeckt wurden.
Asteroiden erhalt zunächst eine provisorische Nummer vom Minor Planet Center (MPC), die Jahr und Monat der Entdeckung anzeigt. Die provisorische Bezeichnung besteht aus dem Jahr, einem Buchstaben für den Halbmonat und dann ein fortlaufender Buchstabe nach der Reihenfolge der Entdeckung. So wurde 1982 DB erstmals in der zweiten Februarhälfte 1982 gesichtet, und in diesem Zeitraum war das dann die zweite Entdeckung. Sobald die Umlaufbahn soweit bekannt ist, daß man die zukünftigen Positionen recht gut vorhersagen kann, erhalten sie eine bleibende Nummer mit Namen. 243 Ida ist der 243. Asteroid, der so numeriert wurde (nicht notwendig der 243., der entdeckt wurde). Den Namen sucht wiederum der Entdecker aus, allerdings mit wesentlich mehr Freiheiten; Asteroiden können nach lebenden Personen oder sogar nach irgend etwas anderem benannt werden (z.B. 2309 Mr. Spock; mehrere wurden nach beliebten Musikern benannt). Die endgültigen Entscheidungen trifft ein IAU-Kommittee.
Bislang erhielten Kometen eine provisorische Bezeichnung, die sich aus dem Jahr der Entdeckung und einem kleinen Buchstaben in der Reihenfolge der Entdeckung in diesem Jahr zusammensetzte (z.B. war 1994a der erste Komet, der 1994 entdeckt oder wiederentdeckt wurde, 1994b der zweite usw.). Der Name wird auch in einem frühen Stadium verliehen. Bis zu drei unterschiedlichen (wünschenswerterweise unabhängigen) Entdeckern wird der Komet zugeordnet. Etwas später erhielten die Kometen, die in einem bestimmten Jahr ihr Perihel passiert hatten, in der Reihenfolge dieser Perihelpassagen eine römische Zahl als Bezeichnung. Die Bezeichnungen aus römischen Ziffern für 1993 und 1994 wurden in der Ausgabe vom Januar 1995 vom Minor Planet Circulars (MPCs) bekanntgegeben.
Das ganze System zur Bezeichnung neuer Kometen wurde mit Beginn 1995 umgekrempelt. Die wesentlichen Punkte des neuen Schemas sind:
Das neue Schema wurde zurückdatiert, so daß alte Kometen Bezeichnungen des neuen Stils erhielten.
Einige Beispiele für neue Kometenbezeichnungen:
C/1995 Q2 (Hartley-Drinkwater) P/1994 P1-A (Machholz 2) Fragment A eines gespaltenen Kometen P/1996 A1 (Jedicke) Neuer periodischer Komet 125P Routinebeobachtung eines periodischen Kometen
Landschaftsmerkmale auf Planeten, Monden und Asteroiden folgen bei ihrer Benennung komplizierten Konventionen, die vom IAU Nomenclature Committee aufgestellt wurden. Darunter finden sich Restriktionen wie daß z.B. Planetarische Merkmale nicht nach lebenden Personen oder nach politischen oder religiösen Figuren der letzten 200 Jahre benannt werden dürfen. Eine gute Erklärung dazu findet sich im Werk *Planetary Mapping*, herausgegeben von Greeley & Batson Cambridge U.Press, 1990
[Übernommen aus Usenet-Postings von Bill Higgins und Gareth Williams, aber alle Fehler gehen auf den Autoren oder auch nicht unwahrscheinlich auf den Übersetzer zurück.]
Diese Site enthält detaillierte Informationen über alle Namen von topographischen oder Albedo-Erscheinungen auf Planeten und Monden (sowie manchen planetarischen Ringe und Ringlücken), die die International Astronomical Union (IAU) benannt und anerkannt hat.
Allerdings gibt es bereits heute einige unkonventionelle Wege bei der Benennung. Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit, einen Planeten als individuelles Geschenk für ihre Liebsten auf einen selbst gewählten Namen taufen zu lassen. Dieser wird auf einer Urkunde vermerkt, außerdem erhält man meist eine Sternenkarte, mit der man den jeweiligen Planeten schnell am Sternenhimmel auffinden kann. Auf die Astronomie hat diese Namensgebung jedoch keine Auswirkungen, es handelt sich dabei lediglich um inoffizielle Bezeichnungen, weshalb die Planeten auch mehrfach getauft werden können.
Inhalt ... Anhänge ... Linguistik ... Namen ... Hypothetische Planeten ... Originalseite