Planetarische Gashüllen

Nicht nur Planeten, auch manche Monde sind von einer Gashülle umschlossen. Zu den vielen wichtigen Eigenschaften, die diese Gashüllen besitzen, zählt unter vielen anderen die Tatsache, daß eine auf der Erde Grundvoraussetzung für das Ent- und Bestehen von Leben ist (auch bzw. gerade für Leben, das nicht unmittelbar Atemluft benötigt wie z.B. unter dem Meer). Diese Seite soll unter anderem etwas Aufmerksamkeit auf das zerbrechliche Gleichgewicht, das in unserer Erdatmosphäre herrschen muß, und dessen Erhalt lenken.

Im folgenden Artikel wimmelt es zwar zunächst einmal nur so von Fremdwörtern, aber diese werden erklärt, und sie haben immer noch den Vorteil, daß nur für die jeweils erklärten Bedeutungen verwendet werden. Obwohl man sich an die Wörter erst gewöhnen muß, wird das Erklären und Verstehen damit trotzdem leichter.

Gashüllen um planetare Körper sind nichts Ungewöhnliches. Der Umfang der Gashüllen um verschiedene Körper kann aber sehr verschieden sein. So besitzen zum Beispiel der Planet Merkur, aber auch der Mond der Erde eine Gashülle, die aus reiner Exosphäre bestehen. Auch, wenn die Gashüllen also im Umfang sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können, sind sie doch immer ähnlich aufgebaut. Zwangsläufig bilden sich immer verschiedene Schichten mit teilweise dramatisch unterschiedlichen physikalischen und chemikalischen Eigenschaften. Man unterscheidet dabei in der Regel anhand der Temperaturverteilungen verschiedene Kugelschichten, sog. „Sphären“. Wie bereits aufgeführt besitzen auch einige Monde eine Atmosphäre, im folgenden werden wir aber nur von Planeten reden und stillschweigend daran denken, daß gleiches auch für Monde und deren Atmosphäre gilt.

Der Aufbau planetarer Gashüllen

Diese oben aufgeführte Einteilung ist aber in letzter Zeit etwas in Bewegung geraten. Speziell zur Erde finden sich immer öfter Aufteilungen, bei denen die untere Atmosphäre „nur“ aus der Troposphäre und der Tropopause besteht, eine mittlere Atmosphäre (bestehend aus Stratosphäre und Mesosphäre bis inklusive der Mesopause) und der oberen Atmosphäre, die sich dann ab der Thermosphäre bis zur Exosphäre erstreckt; entsprechend dieser jüngeren Einteilung würden die untere Atmosphäre der Troposphäre und die obere Atmosphäre der Ionosphäre entsprechen. Es kommt noch dazu, daß eine Stratosphäre nicht zwingend in jeder Planetenatmosphäre vorkommen muß, die mittlere Atmosphäre würde in diesem Fall der Mesosphäre entsprechen. Obwohl viel für diese neuere Einteilung spricht, werden wir uns im folgenden der alten Einteilung bedienen, weil sie immer noch in den wichtigsten Werken zum Thema Verwendung findet. Sie hat außerdem den Vorteil, daß sie für alle außer der irdischen Atmosphäre die maßgebliche ist.

 

Schematische Übersicht

„alte“ Einteilung Schicht „neue“ Einteilung
Obere Atmosphäre Exosphäre Obere Atmosphäre
Thermosphäre
Mesosphäre Mittlere Atmosphäre
Untere Atmosphäre Stratosphäre
Troposphäre Untere Atmosphäre
Erd-, Gesteins- oder Wasseroberfläche
Tabelle 1:
Schema der Bezeichnungen für die Kugelschichten einer Atmosphäre

Natürlich kann man die Atmosphäre auch nach chemikalischen Gesichtspunkten unterteilen. Da aber jede Atmosphäre aus anderen Materialien (also Gasen) besteht, wird diese Einteilung ausgesprochen einfach:

Nach diesem ersten Einblick in die Einteilung der Atmosphäre in Schichten widmen wir uns nun den einzelnen Schichten.

Eigenschaften der Sphären

Die Troposphäre

Nachdem die Wissenschaft, die sich mit den Vorgängen in der unteren Atmosphäre und damit auch in der Troposphäre beschäftigt (nämlich die Meteorologie) in mehreren Semestern an Universitäten gelehrt wird, werden in ein paar Sätzen keineswegs einen vollständigen Einblick in alle wichtigen Aspekte erlangen können. Allerdings wollen wir uns wenigstens den allerwichtigsten Details kurz widmen.

Wärme gibt es in zwei Formen: Als Strahlungswärme in Form von elektromagnetischen Wellen einer bestimmten Wellenlänge (dem sogenannten „Infrarotbereich“) und als Bewegungswärme (Fachbegriff: „Braunsche Molekularbewegung“). Aus Sicht des Physikers ist das natürlich schon wieder viel zu sehr vereinfacht. Er ist der Meinung, daß Wärme nichts anderes als eine Energieform ist, die durch Bewegung oder Strahlung übertragen werden kann bzw. übertragen wird. Und damit sind wir schon mitten drin in der Meteorologie: Die Effekte, die Wärmeunterschiede in der Luft bewirken, stellen speziell auf der Erde unser Wetter dar.

Der Luftdruck, der an der Oberfläche eines Planeten herrscht, resultiert aus dem Gewicht, mit dem höhere Luftmassen auf die Gase in Bodennähe drücken. Ohne die Sonneneinstrahlung würde eine weitestgehend stabile, stehende Atmosphäre (verglichen mit der, die wir aus dem Alltag kennen) vorherrschen. Es strahlt aber nun die Sonne ständig auf die Erde ein, und sie erwärmt damit die Erdkruste unterschiedlich schnell. Wasser erwärmt sich zum Beispiel langsamer als Festland, und auch Gesteine, verschiedene Böden oder Pflanzen nehmen die Strahlungswärme der Sonne unterschiedlich schnell auf, geben sie aber genauso unterschiedlich schnell an die direkt darüber befindliche Luft wieder ab. Dies bewirkt, daß sich die Luft ausdehnt, damit an Dichte verliert und deshalb aufsteigt. Es entsteht ein Tiefdruckgebiet. Dieser Druck wird natürlich von umliegenden Luftmassen wieder ausgeglichen. Die aufsteigende Luft kann sich aber durch ihr Aufsteigen wieder ausdehnen, da in höheren Schichten innerhalb der Troposphäre ein geringerer Druck herrscht, und dabei abkühlen, was bewirkt, daß zum Beispiel Wasser (das bis dahin unsichtbar in der Luft gelöst war) kondensiert, also zu kleinen Tröpfchen wird. Diese Tröpfchen können sich an einander lagern, bis sie so schwer werden, daß sie von der Luft nicht mehr getragen werden können, und sie fallen – je nach Temperatur – als Regen oder Schnee zu Boden. Die Rolle des Niederschlags übernimmt auf der Erde wie geschildert Wasserdampf. Auf anderen Planeten können andere „größere“ Moleküle dieselbe Rolle übernehmen (typische Kandidaten dafür sind zum Beispiel Ammoniak NH3, Methan CH4 oder zum Beispiel auf dem Mars Kohlendioxid CO2). Das Prinzip ist aber das gleiche.

Was für das Erwärmen gilt, stimmt natürlich auch beim Abkühlen. Fällt beispielsweise das Sonnenlicht als Energiezufuhr weg, dann kühlt sich die Landmasse schneller ab als beispielsweise die See. Die Luft über Land gibt ihre Wärme teilweise an den Boden ab und zieht sich dabei zusammen. Von oben strömen entsprechend neue Luftmassen nach, die aber jetzt durch ihren Abstieg in ein Gebiet mit höherem Druck und mit höheren Temperaturen geraten und entsprechend mehr Wasserdunst aufnehmen können als in der Höhe, aus der sie stammen. Es entsteht ein Hochdruckgebiet. Typisch dafür ist ein klarer Himmel und trockene Luft.

Bei diesen ganzen Luftbewegungen gibt es aber zwei wesentliche Nebeneffekte. Zum einen wird Wärme innerhalb der Troposphäre transportiert, und zwar hauptsächlich durch Luftströmungen (sogenannte Winde). Zum zweiten sorgt der Druck beziehungsweise der ständige Druckausgleich für eine ziemlich gleichmäßige Verteilung der Gase innerhalb der Troposphäre.

Trotz all dieser Vorgänge läßt sich natürlich dennoch eine Durchschnittstemperatur der Oberfläche (und damit der Atmosphäre an der Grenzfläche) feststellen. Die effektive Strahlungstemperatur kann man sogar exakt berechnen (allerdings mit einer Gleichung mit vielen interessanten Schnörkeln, die allesamt erklärt werden müssten und doch nur Leser abschreckt). Diese effektive Strahlungstemperatur (die sich rechnerisch aus der Einstrahlung von der Sonne, des Reflektionsvermögens der Planetenoberfläche und verschiedenen anderen Angaben oder Konstanten errechnet) entspricht aber nicht genau der tatsächlichen Temperatur in Bodennähe! Der Unterschied geht auf drei- oder mehratomige atmosphärische Bestandteile wie Kohlendioxid CO2, Wasser(dampf) H2O oder Methan CH4 zurück, die von einstrahlenden elektromagnetischen Wellen in Schwingungen versetzt und damit erwärmt werden. Dieser Vorgang, der vor allem auf Venus und der Erde stattfindet, wird „Treibhauseffekt“ genannt und bedroht (von vielen unterschätzt) das Temperaturgleichgewicht vor allem auf der Erde! Welches Ausmaß der Treibhauseffekt annehmen kann, zeigen die Verhältnisse auf Venus überdeutlich:

 

  Venus Erde Mars
rechnerische effektive
Strahlungstemperatur
232 K / -41 °C 255 K / -18 °C 217 K / -56 °C
tatsächliche
Durchschnittstemperatur
750 K / 477 °C 288 K /   15 °C 225 K / -48 °C
Erwärmung durch
Treibhauseffekt
518 K (= °C)   33 K (= °C)     8 K (= °C)

Alle Angaben in Kelvin (K) / Grad Celsius (°C).

 

Die Stratosphäre

In der Stratosphäre herrschen (im Vergleich zur turbulenten Troposphäre) langweilige Verhältnisse vor. Durch die darunterliegende Troposphäre bleibt die Stratosphäre von Aufwärm- oder Abkühleffekten der Planetenoberfläche praktisch verschont. Im wesentlichen richtet sich die Temperatur nach der ein- und wieder abstrahlenden Energie, die in dieser Schicht dem Umfang nach gleich groß sind. Normalerweise ist die Stratosphäre also eine Schicht, in der sich bestenfalls minimale Temperaturunterschiede messen lassen.

Dies ist auf der Erde (natürlich) ganz anders. In der Stratosphäre der Erde existiert Ozon, das als Filter von UV-Strahlen wirkt. Sobald aber Strahlung (in welcher Form auch immer sie einstrahlt) absorbiert wird, dann muß die von der Strahlung übertragene Energie natürlich umgewandelt werden, da sie nach dem Energieerhaltungssatz (einer der wichtigsten Aussagen der Physik) nicht einfach verschwinden kann. Und die „einfachste“ Form der Strahlungsenergieumwandlung ist das Erwärmen. Tatsächlich „fangen“ die Absorbenten (hier also das Ozon) die Strahlungsenergie nicht etwa ein, sie werden vielmehr durch die Strahlung buchstäblich angestoßen und bewegen sich schneller – die Temperatur steigt. Und da die höheren Schichten der Stratosphäre die gesamte Strahlung (der Stratosphäre) aufnimmt, tiefere Schichten der Stratosphäre aber nur noch das, was höhere Schichten „übrig gelassen“ haben, ist die Temperatur in der Stratosphäre der Erde eben nicht einheitlich, sondern je höher umso höher.

Ozon entsteht allerdings nicht nur in der Erdatmosphäre. Auch in Atmosphärenschichten anderer Körper ist Ozon zu finden, so zum Beispiel auf dem Mars. Ozon (das heißt zunächst einmal ein freies Sauerstoffatom) entsteht normalerweise durch sogenannte Dissoziation. So nennt man den Vorgang, bei dem sich von einem Molekül ein Bestandteil (also ein oder mehrere Atome) ablöst. Auf der Erde geschieht die Dissoziation von Ozon in den Schichten oberhalb der Tropopause (zur Erinnerung: Das ist die gedachte Trennschicht zwischen Tropo- und Stratosphäre) in der Regel durch das Auftreffen von ultravioletter Strahlung auf ein Sauerstoffmolekül, das in der Natur normalerweise aus zwei Sauerstoffatomen besteht. Aus einem Sauerstoffmolekül O2 werden also zwei freie Sauerstoffatome. Die beiden Sauerstoffatome (aus denen das Molekül besteht) trennen sich dabei keineswegs „freiwillig“, sondern sie werden von ankommenden Strahlen getrennt, weil sie deren Energie in sich aufnehmen – eben absorbieren. Im Fall der Erde ist das eine Strahlung mit einer Wellenlänge von unter 175 nm (Nanometer sind millionstel Millimeter). Das muß nicht immer zwangsläufig auf genau diese Weise geschehen: In der Marsatmosphäre entsteht beispielsweise Ozon hauptsächlich durch Dissoziation eines Sauerstoffatoms von einem Kohlendioxidmolekül CO2 durch Strahlung einer Wellenlänge unter 167 nm.

So ein freies Sauerstoffatom lagert sich bei nächster Gelegenheit an „geeignete“ Moleküle an, das sind in der Regel Sauerstoff- oder Stickstoffmoleküle (O2 bzw. N2). Gerade diese Anlagerung an ein Sauerstoffmolekül spielt dabei auf der Erde eine immens wichtige Rolle: Ein an ein solches Sauerstoffmolekül angelagertes Sauerstoffatom absorbiert als Ganzes Strahlen einer anderen Wellenlänge als ein „normales“, einfaches Sauerstoffmolekül, nämlich die Strahlung im Bereich zwischen etwa 200 und 300 nm. Strahlung mit kürzeren Wellenlängen wird von kleineren Atomen absorbiert. Ozon stellt damit sicher, daß nicht zu viele Strahlen mit dieser Wellenlänge an der Erdoberfläche ankommen können. Dies ist deshalb so wichtig, weil die Säure, die die Erbinformationen in den Zellen aller Lebewesen auf der Erde trägt (die Desoxyribonukleïnsäure, abgekürzt DNS oder DNA), nur Strahlung absorbiert, die höchstens eine Wellenlänge von 260 nm hat. Anders ausgedrückt sorgt Ozon dafür, daß die Strahlen, die die Erbinformation gefährden können, nicht in die Nähe der Lebewesen an der Oberfläche kommen kann. Umso gefährlicher sind daher Atome oder Moleküle, die freien Sauerstoff zu chemischen Reaktionen anregen, wie zum Beispiel Stickstoffmonoxid NO, Chlor Cl, Brom Br, Wasserstoff H oder Hydroxid OH. Diese Gase bauen durch diese Anregung zur Reaktion das Ozon ab. Die unmittelbare Folge: Es können mehr Strahlen die Erdatmosphäre durchdringen, die von der DNS absorbiert werden, was die Erbinformationen verändern kann. Der menschliche Körper (und natürlich nicht nur der) wird aber ständig immer wieder durch Zellteilung erneuert. Ist dabei die Erbinformation bereits verändert, könnte es im schlimmsten Fall zu Mißbildungen oder Wucherungen (Krebs) kommen. Eine Veränderung der Erbinformation kann also nicht nur unseren Nachwuchs gefährden, sondern schon unser eigenes, persönliches Überleben!

Die Mesosphäre

Wie in der Einleitung schon ausgeführt sinkt die Temperatur innerhalb der Mesosphäre mit zunehmender Höhe. Dies liegt daran, daß bestimmte Moleküle die einstrahlende Sonnenenergie aufnehmen und wieder abstrahlen. Das Abstrahlen ist dabei natürlich nicht (wie das Einstrahlen, das natürlich von außen nach innen, auf die Atmosphäre bezogen also von oben nach unten) in eine bestimmte Richtung gerichtet. Zu der noch nicht absorbierten Strahlungsenergie kommt also noch die zwar schon einmal absorbierte, aber zufällig wieder in dieselbe Richtung abgestrahlte Energie. Der Energiegehalt steigt (entsprechend der Richtung der Sonnenstrahlung) also von oben nach unten an. Betrachtet man das Schauspiel in der Gegenrichtung, nimmt also der Energiegehalt (und damit die Wärme) ab.

Die Absorption übernehmen dabei verschiedene Gase. Im inneren Sonnensystem sind dies hauptsächlich Kohlendioxid-Atome, im äußeren sind dies Ammoniak NH3, Methan CH4 und andere Kohlenwasserstoffe wie beispielsweise Ethan C2H6 oder Propan C3H8.

Die Thermosphäre

Bei der Besprechung der Thermosphäre gibt es nun Physik satt. In der Regel liegt die Thermosphäre nämlich komplett in der Heterosphäre, also in der Höhe, in der Moleküle schon fast selbständig zerfallen, weil „die Luft so dünn ist“. Der Luftdruck (und damit so ziemlich alles, was wir uns direkt mit Luftballons oder anderen Hilfsmitteln direkt vor Augen führen können) wird plötzlich so unwichtig, daß er praktisch keine Rolle mehr spielt.

Die Exosphäre

Wird noch erweitert...

Mehr über Atmosphären


Anmerkungen


Inhalt ... Anhänge ... Mythologie ... Gashüllen ... Übersicht ... Sonne ... Daten


Impressum, © Michael Wapp; zuletzt ergänzt: 20. Juni 2009